Es gibt diese Momente, wenn Du denkst es passiert nix. Diese Momente, wenn das große Ziel noch ganz weit weg ist und Du jeden Tag kleine Schritte gehst, in Dir aber das Gefühl dominiert, dass Du auf der Stelle trittst. Du siehst das Ziel, den Wolkenkratzer oder den Projekterfolg am Horizont, aber Du schleichst im Berufsverkehr von Ampel zu Ampel und das Ziel bleibt gefühlt weit weg.
Veränderung geschieht aus meiner Sicht ein wenig, wie im Straßenverkehr auf einer Haupt-Verkehrs-Ader einer Groß Stadt. Auch die Gefühle auf dieser mehrspurigen Strasse, im Eigenprozess mit einem Projekt oder im Coachingraum mit Klient:innen sind ähnlich, deshalb gefällt mir die Metapher so gut.
Mein Einhorn sind der Strassenverkehr und meine Partnerschaft. Ich persönlich werde auf der Strasse zuerst ungeduldig, dann eng, ich fühle diese Enge dann im Brustbereich und schließlich steigt langsam die Wut in mir auf und ich werde aggressiv. Bei eigenen Projekten gelingt mir die Draufsicht besser, mit Klient:innen fällt sie mir leicht, da habe ich genug Abstand.
Mark McKergow beschreibt diesen Moment als Deep Breath Moment und erinnert sich, wie oft es in seinem Leben diese Momente gegeben hat und wie wichtig sie am Ende für den Gesamtverlauf der Autofahrt, des eigenen Projektes oder für den Coachingprozess mit der Klient:in waren.Ich glaube es ist grundlegend wichtig, sich immer wieder daran zu erinnern, dass Veränderung nur auf diese Weise geschieht. Es braucht diese Staus und Verstopfungen, es kann gar nicht anders gehen.
Nach der Anfangsphase mit Euphorie und Motivation kommt eine oft längere Phase, in der die festgelegten Ziele verfolgt werden, teils mit Anspassungen und Neuausrichtungen, weil bestimmte Dinge nicht funktioniert haben oder ein Teil der Strasse verstopft ist, bevor man schliesslich ankommt bzw. sein Projekt abschließt oder die Klient:in zu Erfolg beglückwünschen kann.
In diesen Momenten, bevor man angekommen ist, wenn es gefühlter Stillstand ist, wäre ein Deep Breath Moment, ein Moment des Innehaltens eigentlich der strategisch klügste und energiesparendste Umgang mit der Situation. Es gibt einfach Dinge, die kann man nicht machen, geschweige denn planen. Diese Dinge sind ein ziemlich großer Anteil an einem Veränderungsprozess.
Man kann sich stressen und wütend werden, so wie ich auf der Hauptstrasse bzw viele meiner Klient:innen bei Ihren Projekten, aber ändern tut sich dadurch beim Projekt nichts oder macht die Sache sogar schlimmer und für den Stresspegel ist sie sicher kontraproduktiv.
Eigentlich sollte ich, gerade auch auf der Strasse beim Autofahren kurz innehalten, mich umdrehen, mir ansehen, wie weit ich schon vorangekommen bin, mich darüber freuen, tief einatmen und wie zuvor weitermachen, falls ich dadurch erkenne, dass ich eigentlich gut vorankomme. Falls nicht, kann ich nach dem Durchatmen, sollte Stau auf der Strasse sein, abbiegen oder einfach akzeptieren, dass es etwas länger dauert.
Für mein Geschäft gelingt es mir ziemlich gut. Wir sind nun ein halbes Jahr in Süditalien, haben unseren Traum eines Seminarzentrums in Bewegung gebracht und planen die ersten Seminare mit Gast-Trainern und haben mit eigenen Projekten gutes Feedback bekommen.
Für meine Klient:innen fällt es mir leicht diesen Raum zu öffnen, auch wenn wir uns in den meisten Fällen “nur” online treffen, es sei denn Sie kommen für ein 1:1-Intensive nach Kalabrien.
Dank Mark, habe ich mich heute wieder einmal daran erinnert, dass es am Ende bei mir die selben Antreiber sind, die mich Ungeduld, Druck, Enge und Aggression auf die Strasse bzw. in meinem Privatleben bei bringen lassen.
Mit dieser Erkenntis sollte ich mich noch öfter freuen, wenn es eine ungeplante Pause gibt, denn bisher bin ich immer angekommen und die selbe Zuversicht schaffe ich im Berufsalltag auch zu vermitteln. Ich wünsche Dir die selbe Erfahrung auf deinem Weg, schreibe mir gerne, wenn Du einen Deep Breath Moment, einen Moment des Innehaltens genauso genießen kannst, wie ich heute!
Ich freue mich auf Deine Rückmeldung,
Dein Jan Philipp
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